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Königreich Bayern
(1806-1918)

Portrait von König Ludwig II. im mittleren Alter

Wer an das Königreich Bayern denkt, denkt oft an König Ludwig II. Seine Regierungszeit war eine ständige Achterbahnfahrt. Nach dem Tod seines Vaters, wird er 1864 mit nur 18 Jahren König von Bayern. Ludwig ist zwar jung, aber attraktiv und kunstbegeistert. So hat der Wittelsbacher viele Sympathisanten. 1866 verliert er aber an der Seite Österreichs einen Krieg gegen Preußen. Die Folge: Eine Annäherung an den Norddeutschen Bund und nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 ein kompletter Anschluss an das neugegründete Deutsche Kaiserreich.

Aber Bayern kann einige Sonderrechte behalten und Ludwig bekommt sogar ein kleines „Taschengeld“ von Bismarck - der sogenannte „Welfenfonds“. Der König widmet sich fortan mehr seiner Leidenschaft: der Architektur. Er baut Schloss Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Schloss Linderhof. Heute wird er dafür gefeiert, damals aber verpönt. Denn seine Bauvorhaben bringen dem Königreich große Schulden ein, Bismarcks Finanzspritze ist schnell aufgebraucht.

Ein Arzt erklärt Ludwig mit 40 Jahren für „seelenkrank“ und amtsunfähig. Kurz darauf ertrinkt der Monarch unter mysteriösen Umständen im Starnberger See. Seine Liebe zur Kultur, seine Schlösser und sein ungeklärter Tod machen Ludwig II. zum Mythos und dem tragischen bayerischen „Märchenkönig“.

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König Otto von Bayern im jungen Erwachsenenalter und in Militäruniform

27 Jahre lang war Otto I. König von Bayern - so lange wie keiner vor oder nach ihm. Trotzdem wird der kleine Bruder von Ludwig II. in der Reihe der bayerischen Könige oft vergessen. Denn regiert hat Otto I. nie.

Otto ist psychisch auffällig. Als Hauptmann nimmt er am Deutschen Krieg 1866 und am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Dort setzen ihm die Grauen des Krieges zu. Otto fällt in eine tiefe Depression. Hinzukommen weitere psychologische Störungen. Zu dieser Zeit weiß die Medizin noch nicht viel über die Psychologie. Otto wird mit heute unvorstellbaren Maßnahmen behandelt. Auf dem Plan stehen Moralpredigen, Eisduschen und sogar die Droge Morphium. Erfolg hat das alles nicht. Bereits einen Tag nach dem Tod von Ludwig II. wird der Thronfolger als regierungsunfähig erklärt. Otto bekommt zwar den Königstitel, die Amtsgeschäfte übernimmt aber sein Onkel Luitpold.

Otto I. verbringt seine Zeit in Isolation im Schloss Fürstenried. Er wandert durch die großen Gärten, blickt auf die Frauenkirche und sitzt rauchend in seinem Sessel. Die Öffentlichkeit bekommt ihren König nur durch Paparazzi-Fotos zu sehen. Einer von vielen Gründen, warum die Wittelsbacher-Monarchie nach und nach an Bedeutung verliert.

Im Jahr 1913 macht sich Ludwig III. durch eine Verfassungsänderung zum König von Bayern. Zwar verliert Otto keine Rechte, das Volk nimmt den Wittelsbachern diesen Schritt trotzdem übel. 1916 stirbt Otto einsam in seinem Schloss, zwei Jahre später - nach dem Ende des 1. Weltkrieges - stirbt auch die Monarchie in Bayern.

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Bild von König Otto, von Prinzregent Luitpold und von König Ludwig II.

27 Jahre regiert im Königreich Bayern kein König, sondern ein Prinzregent! Ludwig II. wird 1886 vom Parlament entmachtet und für geisteskrank erklärt. Sein Onkel Luitpold übernimmt nach der sogenannten Königskrise die Geschäfte. Kurz darauf stirbt Ludwig und weil auch sein Bruder Otto als "geisteskrank" gilt, bleibt Luitpold Prinzregent. Bis zu seinem Tod 1912 ist er ein König ohne Krone. Die lehnt er nämlich stets ab. Luitpold ist kein großer Politik-Fan. Das Parlament gewinnt in seiner Regierungszeit so an Einfluss. Luitpold beschäftigt sich lieber mit Kunst und Wissenschaft. Vor allem München erlebt dadurch eine kulturelle Blüte! Künstler und Forscher strömen zur Residenzstadt. Und auch die bayerischen Traditionen sind ihm wichtig. Denn der Prinzregent liebt die Seen, die Berge und die Jagd - ein waschechter Bayer eben...

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Bild von Schwur des König Max Joseph I. auf die bayerische Verfassung

Am 1. Oktober tritt die bayerische Konstitution mit ihren 45 Paragraphen in Kraft. Damit kommt man der befürchteten politischen Einmischung durch Napoleon zuvor. Zum ersten Mal in der Geschichte hat Bayern damit eine verfassungsrechtliche Grundlage, mit einer weitestgehend Stände-unabhängigen Volksvertretung. Das hat bis dahin kein einziger deutscher Staat. Später werden noch zwei Edikte ergänzt: 1809 das bayerische Toleranzedikt, welches die staatliche Neutralität gegenüber christlichen Konfessionen (katholisch/evangelisch) und deren Gleichstellung festlegt. 1813 folgt das bayerische Judenedikt, welches den Weg zur Gleichberechtigung jüdischer Bürger bereiten soll.

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Bild  von der Statue von König Max Joseph I. am Max-Joseph-Platz in München, von der Karte des Königreichs Bayern, von einem Gemälde zum Kg. Bayern und von König Ludwig I.

Vor 250 Jahren gibt es Bayern in der heutigen Form noch nicht. Das ändert sich während und nach den Feldzügen von Napoleon (1803-1815). Bayern wird 1806 zum Königreich und erlangt nach und die Gebiete, die den Freistaat Bayern heute ausmachen. Verluste inklusive. Lange gibt es Streit zwischen den Regionen und der Regierung in München. König Ludwig I. versucht in dieser Sache zu schlichten und führt später z.B. alle Regionen auf dem Bayern-Wappen zusammen.

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Bild von einem Bauernhof, einer Fabrik und einer Eisenbahn

BMW, Audi, Siemens - die Liste großer, bayerischer Unternehmen ist lang. Das war aber nicht immer so! Als das Königreich ausgerufen wird, denkt noch keiner an große Fabrikhallen. In Altbayern gibt es nur wenige Manufakturen. Besser sieht es in Schwaben und Franken aus - hier beginnt die Industrialisierung in Bayern. 1817 entstehen dort die ersten Fabriken. 1835 fährt die erste Eisenbahn zwischen Fürth und Nürnberg. Franken entwickelt sich zu einem Hotspot des Fortschritts. Während der Hochindustrialisierung gründen sich Firmen wie MAN, oder BMW. Rudolf Diesel erfindet in Augsburg seinen Motor! Trotz allem bleibt Bayern stark landwirtschaftlich und handwerklich geprägt.

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